Wie bitte? Freddy Quinn, Peter Maffay und Udo Lindenberg sangen auf Türkisch? Und Ajda Pekkan, Nilüfer und Neşe Karaböcek sangen auf Deutsch? Wo geschah das? Hier, in einer Welt der Flops, wenn es um türkisch-deutschen Musikaustausch ging.
Freddy Quinn schwor dem Türkischen rasch ab, Peter Maffay flüchtete aus der Arbeit mit der Hip-Hop-Formation Cartel nach Tabaluga und Udo Lindenbergs Management sagte die mit seiner Duett-Partnerin Sezen Aksu geplante Tour ab. Schaut man sich die Diskografien von türkischen Sänger*innen an, so kommt es nur sehr sporadisch zu deutschem Gesang.
Es bleibt die Geschichte einer sprachlich-musikalischen Annäherung, die stets scheiterte, bis sich eine neue Generation von Menschen türkischer Herkunft des Deutschen im Hip-Hop bemächtigte und diesen in Deutschland initiierte. Und zwar – auch wenn die deutsche Hip-Hop-Geschichtsschreibung das meist ausblendet – zwei Jahre vor den Fantastischen Vier mit Yarınistans „Ali Rap“ (1990), das auf einem Nilüfer-Sample basiert. Was uns erneut zum Deutschen führt: denn „Ali“ war einer der wenigen deutschen Titel von Nilüfer.
Hier ist eine Verwobenheit der Dinge zu erkennen, die zu besonderen musikalischen Kombinationen geführt hat. In diese möchten wir eintauchen, denn die Geschichte türkischer Musik in und aus Deutschland muss nicht nur neu geschrieben werden – sie muss erst einmal überhaupt geschrieben werden. Einen Impuls dafür möchten wir am 24. Juni mit der Listening Session „Eine Geschichte der Flops“ zusammen mit Tuncay Acar setzen.
Wir erörtern, wie der kulturelle Rahmen der Rezeption und Verbreitung von Musik in Deutschland aufgebaut wurde und welche sozialen und musikalischen Konflikte berührt wurden.
In jüngster Zeit hat sich dabei das Blatt gewendet: Seit kurzem findet nicht nur in Deutschland eine sehr erfolgreiche Rezeption des (neo-)anatolischen Pop statt, etwa von Altın Gün, Baba Zula und Derya Yildirim. Zum ersten Mal schätzt ein nicht-türkischsprachiges Publikum in Deutschland Anadolu Pop. Wir schauen, wie es dazu kommen konnte. Was sind die Elemente des Wandels?
Excuse me? Freddy Quinn, Peter Maffay and Udo Lindenberg singing in Turkish? And Ajda Pekkan, Nilüfer and Neşe Karaböcek singing in German? Where did this happen? Here, in a world of flops when it came to Turkish-German music exchange.
Freddy Quinn quickly swore off Turkish, Peter Maffay exchanged the collaboration with the hip-hop formation Cartel for Tabaluga, and Udo Lindenberg’s management canceled the tour with his duet partner Sezen Aksu. And a look at the discographies of Turkish singers reveals that they only very sporadically sing in German.
The story remains one of a linguistic-musical rapprochement that had always failed—until a new Turkish generation claimed German as language for hip-hop, while at the same time initiating hip-hop in Germany. Even if the historiography of German hip-hop refrains from acknowledging these facts, Yarınistan’s “Ali Rap” (1990) entered the game two years before the Fantastische Vier. “Ali Rap” is based on a Nilüfer sample, which in turn leads us back to the German language: “Ali” was one of the few tracks that Nilüfer recorded in German.
This intricate net of intervowen elements has led to very particular musical combinations that deserve a closer look. Because the history of Turkish music in and from Germany not only has to be re-written—it has to be written in the first place. Together with Tuncay Acar, we would like to set an impulse for this endeavor with the listening session “A History of Flops” on June 24.
We will look at the cultural framework of the reception and distribution of music in Germany and discuss which social and musical conflicts were touched upon.
Recently, the tide has turned. (Neo-)Anatolian pop as represented by Altın Gün, Baba Zula, or Derya Yıldırım, for instance, is enjoying a very successful reception internationally. For the first time, a non-Turkish speaking audience in Germany appreciates Anadolu pop. Therefore, we also ask what elements could possibly have led to this change in the perception of Anadolu pop.
https://import-export.cc/event/listening-session-deutsch-tuerkische-musikverhaeltnisse/
Stream: https://www.youtube.com/watch?v=cBNuUD9mBic
Vorab-Radiogespräch in der Sendung Kanalratten über türkische Musik in Deutschland mit Tuncay Acar, Dirk Wagner und Holger Lund, 12.06.2021, 19:00-20:00, auf M94,5 Mediaschool Bayern: hier.
Vorankündigung in der SZ: "Die vergessenen Hits der Gastarbeiter" von Dirk Wagner: hier.
Deutsch-türkische Musikverhältnisse – Listening Session
In einer Art Live-Podcast sprechen die Fachkundigen Cornelia Lund, Holger Lund und Tuncay Acar über das wechselhafte Verhältnis der Deutschen zu türkischer Musik und Dekolonialisierung im musikalischen Kontext – untermalt von zahlreichen musikalischen Beispielen.
Audio-Aufzeichnung der Veranstaltung: hier.
Please support the artists and team! Reason for donation / Verwendungszweck: Listening Session Streaming PayPal support@import-export.cc https://www.paypal.com/donate/?cmd=_s... Kunstzentrat e.V. GLS Bank Kontonr: 820 830 9900 BIC: GENODEM1GLS / IBAN: DE91430609678208309900
Performance filmed & recorded at Import Export
Munich Production: Veit Oberrauch, Katha Walpoth, Oli Kaye
Sound: Fabian Schüssel, Matthias Leichtle, Noel Riedel
Camera: Thomas Splett Photos: Enid Valu, Richard Stoehr Special
Thanks: Bene Habermann, Johannes Kuhn, Sascha Lohr, Maasl Maier, Frederik Rosenstand, Lukas Steigerwald, Katrin Sofie F., Treibgut, Leo Schulz
Gefördert von Der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien Bundesverband Soziokultur Kulturreferat der Landeshauptstadt München
import-export.cc | kunstzentrat.de
Dank an Johannes Kuhn für das Initiieren der Veranstaltung bei Import-Export München.